Kleiner Wasserfrosch – Lurch des Jahres 2023
Seltener Unbekannter – Am wenigsten erforscht von den 20 Amphibienarten in Deutschland ist der Kleine Wasserfrosch, Pelophylax lessonae. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.) hat diese seltene und zugleich gefährdete Art am 24. November 2022 zum Lurch des Jahres 2023 ausgerufen, um für ihren Schutz zu werben und auf die Forschungsdefizite aufmerksam zu machen.
Mit unserem Lurch des Jahres 2023 rücken wir den in Deutschland gefährdeten Kleinen Wasserfrosch in den Fokus, eine Art, über die unter allen einheimischen Amphibien wohl am wenigsten bekannt ist. Dies liegt vor allem daran, dass Pe- lophylax lessonae, wie dieser Frosch wissenschaftlich heißt, bei Feldarbeiten nicht immer korrekt identifiziert wird und weniger Erfahrenen eine Unterscheidung der drei heimischen Wasserfroschformen oft nicht gelingt. Auch der genetische Hintergrund ist kompliziert, denn der nahezu allgegenwärtige Teichfrosch ist eine Hybridform, die ursprünglich aus Kreuzungen zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem Seefrosch hervorging. In vielen Fällen wurde und wird bei Kartierungen daher auf eine Unterscheidung der drei Formen verzichtet, und es erfolgt eine allgemeine Benennung als „Wasserfrosch-Komplex“.
In der Roten Liste Deutschlands 2020 wird die Art als “selten” eingestuft. In vielen Bundesländern sind die Kenntnisse über die tatsächliche Verbreitung und Häufigkeit der Art oft nur sehr unzureichend, sodass eine verlässliche Einschätzung des tatsächlichen Gefährdungsgrads schwer fällt. Nichtsdestotrotz kann aufgrund der weiterhin stattfindenden Intensivierung der Landwirtschaft und Verlust von Feuchtgebieten und Laichgewässern ein Bestandsrückgang und eine Gefährdung der Art als sicher angenommen werden. Rückzugsräume findet der Kleine Wasserfrosch in Niedermooren oder fischfreien Gewässern im extensiv genutzten, feuchten Gras- und Offenland. Am heimischen Gartenteich hingegen sucht man den Kleinen Wasserfrosch meist vergebens.
Die Erhaltung und die Neuanlage fischfreier Laichgewässer in der Kulturlandschaft, die Errichtung von Pufferzonen rund um die Teiche im landwirtschaftlich genutzten Grünland, um Nährstoffeintrag durch Düngemittel und Wasserverschmutzung durch Pestizide zu verhindern, sowie rechtzeitige Entschlammungsmaßnahmen vor dem Verlanden der Gewässer sind zentrale Schutzmaßnahmen, um den Kleinen Wasserfrosch zu erhalten.
Weitere Informationen
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) ist mit über 5.000 Mitgliedern die weltweit größte Vereinigung, die sich für die Erforschung von Amphibien und Reptilien (Herpetologie), die sachkundige Haltung und Nachzucht sowie den Arten- und Naturschutz einsetzt. Infos auf www.dght.de; www.feldherpetologie.de.
Seit 2006 gibt die AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT im Wechsel ein Reptil beziehungsweise einen Lurch des Jahres bekannt. Mit dieser Wahl soll auf die Gefährdung der einheimischen Kriechtiere hingewiesen und für deren Schutz geworben werden. Die Aktion „Reptil/Lurch des Jahres“ wird unterstützt von den langjährigen Kooperationspartnern NABU, Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (info fauna karch) und Nationales Naturhistorisches Museum Luxemburg (MNHN).
Ausführliche Informationen zum Kleinen Wasserfrosch erhalten Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT) und ihrer AG Feldherpetologie und Artenschutz (www.dght.de; www.feldherpetologie.de).
Eine 44-seitige Informationsbroschüre zur Art des Jahres 2022, eine Kinderbroschüre, ein Flyer sowie ein DIN-A2-Poster stehen als PDF zum kostenlosen Download auf der Internetseite der DGHT (www.dght.de/presse) bereit. Das gedruckte Material (s. unten) kann gegen eine Kostenerstattung in Höhe von 5,- € auch bei der DGHT-Geschäftsstelle (E-Mail an: gs@dght.de) bestellt werden.
Hauptsponsoren der Aktion „Lurch des Jahres 2023“ sind der Tiergarten Nürnberg und der Tiergarten Schönbrunn in Wien Als Nebensponsor unterstützt die GÖG – Gruppe für ökologische Gutachten GmbH, Stuttgart.
